Walter Dahn
geboren 1954 in St. Tönis/Krefeld

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Der Tod auf dem Centerfoldfoto dieses lobster hat lange Haare, hat einen jugendlichen Körper, ein leichtes Schmunzeln im Mundwinkel und ist mutig halbnackt. Er trägt auf der Brust und den Oberarmen Tätowierungen. Seine mächtige Halskette, am Ende mit einem Ring, weist darauf hin, dass er auch Punkliebhaber ist. Leichtfertig richtet er geübt einen Revolver auf uns. Diese Geste zeugt von einem Spiel mit Macht, Überlegenheit und Erotik.

Walter Dahn setzt dem Konterfei Hörner auf. Damit bricht er in freudiger Klarheit das diabolische Moment. Der Revolver macht keinem mehr Angst.

Robert Johnson, Sam Cooke und Marvin Gaye sind bekannt für ihren Blues, Rhythm & Blues beziehungsweise Soul. Ein ausschweifiges Leben gehörte dazu. Alle drei wurden ermordet. Ihre Namen hat Walter Dahn auf eine Schwarz/Weiß-Fotokopie des Fotos geschrieben. Die Liste der getöteten Sänger wirkt nicht wie eine Anklageschrift gegen den Tod, eher stehen die Namen exemplarisch für die der Endlichkeit abgerungenen Musik. Die mit Bleistift überarbeitete Fotokopie, auch in der Art wie sie eine gewisse Lakonie und Beiläufigkeit vortäuscht, malt ein positives Bild für das Leben. Sie belegt eine Überwindungskraft in den Musik-Liebhabern. Die genannten Musiker stehen für einen Anspruch an die Musik: Sie soll in aller Bescheidenheit das stärken, was wir Seelisches, Spirituelles nennen.

Im Katalog zu Walter Dahns Ausstellung "Another Time Another Place" im Stedelijk Museum Amsterdam, 1997 schreibt Marcus Steinweg: "Es ist die Arbeit an dieser Öffnung oder Nische, am Offenhalten dieser Öffnung, um dort im geeignetsten Augenblick die Geste seiner Wächterschaft zu riskieren, die ich die Versuchung des Unmöglichen nennen möchte..."

Die Musik, die Musiker, die Liedtexte und Titel, die Walter Dahn in seinen künstlerischen Werken mit einbringt, ermöglichen unaufdringlicher und wegen der bescheideneren Geste die Verbindung. Walter Dahn arbeitet an einer Kunst mit Kunst, an einer Kunst durch Kunst, an einer "fröhlichen Wissenschaft". Den Fotoapparat nutzt er oft für die "frische Sicht auf die Schönheiten, die der Alltag (immer noch) bereithält, eine Offenheit und Durchlässigkeit für neue Impulse."

Am 8. Oktober eröffnet eine Ausstellung von Walter Dahn in der Schulstraße 48 in Frankfurt Sachsenhausen. Weitere Informationen unter Telefon (069) 62 22 74

Konstantin Adamopoulos