Im Herbst 1998 fragte mich Burkhard Brunn, ob ich Künstler für die Gestaltung des Centerfolds von "Lobster" einladen wolle. Er hatte die Idee für die Künstlerdoppelseite und die ersten Ausgaben besorgt. Dazu gehört seither auch immer ein Kommentar des Gastgebers. Für diesen künstlerischen Mittelteil wurde der englische Fachterminus "Centerfold" gewählt. Burkhard Brunn hatte graphische Blätter von interessanten Künstlern aus der Region ausgesucht, die in der Ausgabe September 1998 noch einmal alle zusammen mit einem ersten Resümee von ihm, abgebildet sind.

Mich bat Burkhard Brunn, photographische Werke vorzuschlagen. Seiner Erfahrung nach verliert die Kunst an Selbstständigkeit, wenn sie Texte illustriert. Offene Bezüge zu den politischen Themen von "Lobster" zu vermeiden, ließ sich bei seiner Auswahl graphischer Werke annähernd durchhalten. Aber die Photographie hat die Tendenz, in den Kontext der umliegenden Themen zu geraten. Der Leser versucht unwillkürlich, und noch stärker als bei abstrakten Zeichnungen, Verbindungen zwischen Bild und Textinhalten herzustellen.

Mittlerweile konnte ich 14 Künstler zu einem Fotobeitrag für das "Lobster"-Centerfold einladen. Bei ihren Beiträgen war mir wichtig, eine abwechslungsreiche Folge formaler Möglichkeiten im Zusammenhang mit Photographie vorzustellen. Die Reihe wird mit weiteren Künstlern fortgesetzt und soll ihre Eigenständigkeit gegenüber dem engagierten Journalismus von "Lobster" behalten. Gleichzeitig ist das soziale Engagment von Lobby und "Lobster" für die Künstler der Grund an der Zeitung mitzumachen.

Die Künstlerbeiträge geben "Lobster" einen besonderen Akzent. Die Photographie, als vermeintliches Medium der Vergewisserung von Vergangenem, steht hier gezielt in Frage. Die Bedingungen für Photographie werden reflektiert, vertraute Erscheinungen unterlaufen und dabei Wahrnehmungsmuster herausgefordert. Die eigenständigen Motive der Kunst verbinden sich zu neuen Erzählformen.

Auswahl von Künstlerbeiträgen: